Kommentar von Nadja Rakovitz in: FaktenCheck:HELLAS, Ausgabe 4, Juli 2015
Es ist eine Frechheit, wenn die deutschen Medien und Politiker jetzt eine „humanitäre Krise“ heraufbeschwören – an der die linke Regierung schuld sein soll. Diese humanitäre Krise ist längst da, und zwar in Folge der Austeritätspolitik und der brutalen Flüchtlingspolitik der EU für all die Geflüchteten, die in Griechenland stranden. Ich war gerade mit einer Solidaritäts-Gruppe in Idomeni, wo sich – wie auch auf den Inseln nahe der türkische Küste – die Lage dramatisch zuspitzt. Dort sind hunderte Menschen ohne jegliche Versorgung, ohne Essen und Wasser, ohne Toiletten und ohne Schutz vor Sonne oder Regen, ohne medizinische Versorgung zu Fuß unterwegs ins reichere Europa. Es ist entsetzlich zu erleben, wie Menschen aus Gebüschen gekrochen kommen und um Wasser und Essen bitten. Bilder, wie ich sie bis dahin nur von Hungersnöten in Afrika kannte. Die Bevölkerung vor Ort, die selbst unter der extrem hohen Arbeitslosigkeit leidet und die selbst kaum Geld hat, gibt ihr Letztes, um diesen noch ärmeren Menschen zu helfen. Ihnen gebührt unsere größte Hochachtung. Dass die EU dabei tatenlos zuschaut, verhöhnt all ihre immer wieder vor sich her getragenen Ideale.
Dr. Nadja Rakowitz, Geschäftsführerin Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte (siehe: www.vdaeae.de)