Aus: FaktenCheck:HELLAS Nr. 3, Juni 2015
Wenige Tage nach dem Militärputsch vom 21. April 1967, mit dem die faschistischen Obristen die Macht in Griechenland übernahmen, gründete Fotios Gouras, CSU-Mitglied und persönlicher Freund des CSU-Chefs Franz-Josef Strauß, in München die „Nationale Bewegung der Griechen in der Bundesrepublik Deutschland – E.K.E.“ Die Organisation schmückte sich mit dem Faschisten-Emblem, einem Phönix mit einem bajonettbewehrten Soldaten. Die E.K.E.-Kader bespitzelten griechische Gastarbeiter in der BRD und terrorisierten griechische Studierende in Deutschland, die gegen die Junta protestierten. Strauß erklärte kurz nach dem Putsch: „Die Drachme ist jetzt die stabilste Währung der Welt.“ Die Obristen benutzten die Aussage, um Investoren ins Land zu holen.
Der persönliche Referent von Strauß, Marcel Hepp, reiste bereits in einem frühen Stadium nach dem Putsch nach Griechenland zu „politischen Beratungen“ mit den faschistischen Machthabern. Bald darauf landete dort Franz Sackmann, Staatssekretär im bayerischen Ministerium für Wirtschaft und Verkehr und sagte Wirtschaftshilfe zu. 1968 ging Gouras nach Athen – als Berater für den Vizepremier Nikolaos Makarezos. Nun spann er von dort ein engmaschiges Netz zwischen Athen und München. Bald darauf weilte Franz-Josef Strauß persönlich auf Staatsbesuch in Athen.
In deutschen Medien mehrten sich nun positive Berichte über das Athener Folter-Regime. Entsprechende Artikel gab es in der „Nürnberger Zeitung“, im „Regensburger Bistumsblatt“, in den „Stuttgarter Nachrichten, in der „Welt“ und natürlich, im CSU-Organ „Bayern-Kurier“. Das TV-Magazin „Report“ brachte schön gefärbte Reportagen.
Nach dem Sturz der Junta stellte sich heraus: Das Athener Regime hatte sich nicht lumpen lassen – und deutsche Zeitungen und TV-Verantwortliche geschmiert. Der griechische Rechnungshof veröffentlichte Mitte der 1970er Jahre Abrechnungsbelege, die Zahlungen an deutsche Medien bzw. Medien-Leute aus den genannten Blättern bzw. dem erwähnten TV-Magazin dokumentierten. Ausbezahlt worden waren die Beträge von dem Presseattaché der Griechischen Botschaft in Bonn. Die Belege waren fein säuberlich datiert, mit Hinweis auf Titel, Medien und konkreten Angaben zu den veröffentlichten Pro-Junta-Artikeln und -Beiträgen versehen. Empfänger der Zahlungen waren auch prominente deutsche Journalisten.
Nach dem Sturz des Regimes 1974 endeten die Kontakte der CSU zu den griechischen Faschisten keineswegs. Bereits im Frühsommer 1975 war Strauß erneut in Athen. Er verlangte von der neuen Regierung unter Konstantin Karamanlis, die Junta-Obristen „im Interesse des inneren Friedens nicht zu verfolgen“. CSU-Mann Gouras gründete eine „Christdemokratische Partei Griechenlands“ (Chrike), mit deren Hilfe die CSU Einfluss auf die griechische Politik zu nehmen versuchte. Noch am 13. März 1976 eilte Strauß nach Athen und traf sich dort mit Ex-Ministern des ehemaligen faschistischen Regimes. Die Regierung Karamalis protestierte gegen diese „Einmischung in die inneren Angelegenheiten unseres Landes“.
Bericht und alle Zitate nach: „Der Spiegel“ 39/1976