Wo Europa Augen und Ohren schließt und Verbote erlässt, da wachsen kriegsähnliche Gefahren heran. Mafia-artige Gruppen bereichern sich an hilflosen Flüchtlingen: Die mörderischen Märsche syrischer, afghanischer und afrikanischer Flüchtlinge an den Grenzen Nordgriechenlands zu FYROM (Mazedonien).
Wir fordern die Politiker und Politikerinnen Deutschlands auf, nach Nordgriechenland zu kommen und Augenzeugen zu werden des Elends und der Todesgefahr unzähliger Flüchtlinge an den „Grenzen innerhalb Europas“! Dieser explosive Brennpunkt ist nicht im Bewusstsein unserer Verantwortlichen! Tausende Männer, Frauen und Kinder kommen per Bahn oder viele Kilometer zu Fuß, hausen erschöpft auf Feldern und im Schilf nahe der Grenze zu Makedonien. In Gruppen ziehen sie mit Schleppern und anderen Grenzhelfern los. Die mazedonischen Grenzbeamten wehren sie oft tagelang ab, dann wieder lassen sie Gruppen weiterziehen. Diese wappnen sich mit Stöcken und Stangen, weil sie wissen, dass jenseits der Grenze Banden und auch (Polizei-) Einheiten auf sie warten, um ihnen ihr letztes Hab und Gut und auch ihre Pässe zu entreißen. Letztere zirkulieren vielfach später in Europa und bieten u.a. kriminellen Kräften Schutz. Täglich werden Fälle von Gewalt durch Banden registriert: Flüchtlinge kommen schwer verletzt zurück. Blutende und zerschlagene Menschen finden dabei kaum Versorgung in dem kleinen 20 km entfernten Gesundheitszentrum in Polikastro, das noch nicht einmal einen Krankenwagen zur Verfügung hat. Das 50 Kilometer entfernte Krankenhaus in Kilkis ist kaum erreichbar ohne Hilfe Dritter. Viele jedoch melden sich trotz Verletzungen nicht, aus Angst vor Inhaftierung. Sie versuchen es immer wieder, über die Grenze zu gelangen. Augenzeugenberichte über Misshandlungen und Überfälle liegen uns vor. Der Filmemacher Vasilis Tsartsanis hat eine Dokumentation erstellt und einen Aufruf an das Europäische Parlament geschickt. Während angesichts der Massen von Flüchtlingen staatliche und kommunale Organe in Ohnmacht verharren, bewegt sich jedoch die Zivilgesellschaft an vielen Orten: Hausfrauen, eschäftsleute, Lehrkräfte und Arbeitslose tun sich zusammen: sie kochen, verbinden Wunden, helfen und unterstützen unermüdlich: „Wir wollen keine Gelder für Hilfsmaßnahmen, die Politik soll hier endlich Lösungen finden“.
Augenzeugen berichteten von „deutschen Beamten“ an den Grenzen FYROMS und in Ungarn. Dort sollen Hunde auf Flüchtlinge losgelassen werden, die sie auf den Boden drücken. Welches Bundestagsmitglied richtet eine Anfrage an den Deutschen Bundestag, damit unter anderem die folgende Frage beantwortet wird: „Wo überall in Europa befinden sich welche deutsche Polizeieinheiten mit wie viel Beamten im Einsatz – zur Abwehr von Flüchtlingen?“
Wann endlich sind wir bereit, die brutalen Abschreckungsmaßnahmen umzuwandeln in eine Kultur der europäischen Solidarität und der viel beschworenen Menschenrechte? Wir fordern Abgeordnete und andere Menschen mit Funktionen auf, jetzt sofort nach Griechenland zu kommen! Nicht erst, wenn es „die Termine erlauben“! Zu Erdbebenopfern kommen sie auch nicht drei Monate später nach der Katastrophe! Wir begleiten sie mit ortskundigen Unterstützenden nach Idomeni zu den dort im Freien hausenden Flüchtlingen, die darauf warten, dass auch ihre Gruppe endlich von den mazedonischen, bewaffneten Beamten durchgelassen wird. Wir begleiten sie zu Ärzten und der Dorfbevölkerung an der Grenze und stellen Augenzeugenberichte zur Verfügung, damit sie sich selbst ein Bild machen können und dann ihre Stimme erheben: Es müssen sofort europäische Lösungen gefunden werden für diese massenhaft ankommenden Menschen in unserer Mitte, die in der Europäischen Union ihr Überleben und ihren Frieden sichern wollen. An der Flüchtlingsfrage entscheidet sich der wahre Geist Europas!
Vasilis Tsartsanis Polikastro, Dorothee Vakalis, Katerina Notopoulou (Thessaloniki), Dr. Nadja Rakowitz (Frankfurt/M), Gerhard Lanzerstorfer (Linz) Kontakt: vasilis.tsartsanis@gmail.com