kriegszerstoerung-griechenlandKarte zu deutscher Kriegszerstörung 1940-45 in Griechenland – hier ein Ausschnitt; gesamte Karte abgedruckt in: FaktenCheck:HELLAS Nr. 3, Juni 2015
(oder hier als PDF)

Die Karte hat die Überschrift „Zerstörte Städte und Dörfer [in Griechenland] in Folge des Krieges 1940-45 – 1. Ausgabe Athen 1945“. Sie wurde vom griechischen Ministerium für Soziales erstellt in Vorbereitung auf die Inter-Alliierte Reparationskonferenz in Paris um die Jahreswende 1945/46. Sie befindet sich heute im Archiv des griechischen Parlaments und wurde dort jüngst im Rahmen der neu aufgeflammten Debatte über die Verbrechen in Griechenland während der NS-Besatzung und durch Wehrmacht und SS gezeigt. Weiterlesen

Ein Interview mit der Aktivistin Marina Karastergiou vom Koordinationskreis der Trägervereine Ierissos, Chalkidiki

von Alexis J. Passadakis, Attac in: FaktenCheck:HELLAS Nr. 3, Juni 2015

Griechenland soll zum größten Goldproduzenten Europas werden. Das ist zumindest der Plan des Unternehmens Hellas Gold, das von dem kanadischen Konzern ELdorado Gold mit 95 Prozent Anteil an den Eigentumsrechten kontrolliert wird. Auf der nordgriechischen Halbinsel Chalkidiki, südöstlich von Thessaloniki, soll dazu ein neuer 200m tiefer Tagebau entstehen. Die Arbeiten haben bereits begonnen. Der Tagebau liegt in einer bergigen Region, die zu 90 Prozent aus Wald, teilweise Primärwald, besteht, und die ein Wasserreservoir für die Region ist. Dagegen formiert sich massiver Protest. Lokale Initiativen wenden sich gegen die weiträumige Zerstörung der Landschaft, vor allem aber gegen die Gefahren für die Menschen durch mit Zyanid vergiftetem Wasser. Mit dieser Chemikalie soll das Gold aus dem Geröll gelöst werden. Abgesehen von den Protesten gegen das Spardiktat bringt kein anderes Thema in Griechenland so viele Menschen auf die Straße, wie diese absehbare Katastrophe für Mensch und Natur.

A.P.: Wie hat sich euer Protest gegen den Gold-Tagebau seit dem Wahlsieg von SYRIZA verändert? Weiterlesen

Aus: FaktenCheck:HELLAS Nr. 3, Juni 2015

Costas Lapavitsas ist Wirtschaftsprofessor in London und seit Ende Januar Mitglied im griechischen Parlament, gewählt auf der SYRIZA-Liste. Lapavitsas repräsentiert die linke Minderheit in SYRIZA. Er plädiert für einen schnellstmöglichen Austritt Griechenlands aus dem Euro. Seine Position in Auszügen:

„Ich sehe als Ökonom nur eine Lösung: Ausstieg aus dem Euro. Optimal wäre ein verhandelter Ausstieg, kein umkämpfter. Verhandelt heißt: Im Gegenzug müsste es einen 50-prozentigen Schuldenschnitt geben. Entscheidend wäre, Weiterlesen

Aus: FaktenCheck:HELLAS Nr. 3, Juni 2015

Wenige Tage nach dem Militärputsch vom 21. April 1967, mit dem die faschistischen Obristen die Macht in Griechenland übernahmen, gründete Fotios Gouras, CSU-Mitglied und persönlicher Freund des CSU-Chefs Franz-Josef Strauß, in München die „Nationale Bewegung der Griechen in der Bundesrepublik Deutschland – E.K.E.“ Die Organisation schmückte sich mit dem Faschisten-Emblem, einem Phönix mit einem bajonettbewehrten Soldaten. Die E.K.E.-Kader bespitzelten griechische Gastarbeiter in der BRD und terrorisierten griechische Studierende in Deutschland, die gegen die Junta protestierten. Strauß erklärte kurz nach dem Putsch: Weiterlesen

Werner Rügemer in: FaktenCheck:HELLAS Nr. 3, Juni 2015

US-amerikanische und britische Militärs zerschlugen nach 1945 in Griechenland den starken antifaschistischen Widerstand: Er durfte nicht an die Regierung kommen. Großbritannien und die USA unterstützten die griechischen Nazi-Kollaborateure und bauten mit ihnen den antikommunistischen Nachkriegsstaat auf. Die USA bauten in Westeuropa einen antikommunistischen Staaten- und Wirtschaftsblock auf. Die wichtigsten Instrumente dafür waren der Marshall-Plan und die NATO. Griechenland wurde 1952 NATO-Mitglied. Es sollte als südlicher Vorposten gegen die neuen sozialistischen Staaten und gegen Tito-Jugoslawien dienen. Die Gelder des Marshall-Plans (1947-1952) wurden auch an die griechische Regierung nur unter der Bedingung vergeben, dass Parteiensystem, Gewerkschaften und öffentliche Verwaltung von Kommunisten, Sozialisten und dergleichen gesäubert wurden.

Doch der demokratische Widerstand ließ sich auf Dauer nicht ganz unterdrücken. Weiterlesen

Sahra Wagenknecht in: FaktenCheck:HELLAS Nr. 3, Juni 2015

Statt mit Mafia-Methoden zu versuchen, von einem völlig verarmten Land weitere Sozialkürzungen zu erpressen, muss Kanzlerin Merkel einen Schuldenschnitt durchsetzen und Griechenland wirtschaftlich wieder auf die Beine helfen. Warum sollte die griechische Bevölkerung weiter bluten, nur damit Kredite ausgezahlt werden, mit denen alte Kredite abgelöst werden? Dieser unwürdige Kreislauf muss durchbrochen werden. Allerdings müsste Merkel damit eingestehen, dass sie zig Milliarden Steuergelder in den Sand gesetzt hat. Weiterlesen

Norman Paech [1999]; abgedruckt in: FaktenCheck:HELLAS Nr. 3, Juni 2015

Wenn von Massenverbrechen der deutschen Wehrmacht die Rede ist, fallen die Namen Lidice, Oradour, Babi Jar – kaum andere. Die Orte Kragujevac in Serbien, Kortelisy in der Ukraine oder Distomo, Kalavrita, Kandanos, Klissoura und Kommeno werden nicht einmal in der „Enzyklopädie des Holocaust“ erwähnt – und dabei sind sie nur Einzelbeispiele zahlloser Orte in Ost- und Südosteuropa mit vergleichbaren Kriegsverbrechen. An der Quellenlage liegt diese Unkenntnis nicht. Einer der zwölf Nürnberger Nachfolgeprozesse, der Fall 7 gegen die „Südost-Generale“, handelte überwiegend von den Morden an Geiseln und „Sühne- und Vergeltungsmaßnahmen“ an Partisanen auf dem Balkan. Doch die Geschichte dieser Verbrechen unterlag den gleichen Verdrängungs- und Legendenbildungsprozessen, dem die ganze Geschichte der Wehrmachtsverbrechen ausgeliefert wurde und an dem die deutsche Nachkriegsjustiz entscheidenden Anteil hatte.

Trotz Hunderten von Ermittlungsverfahren wurde wegen Kriegsverbrechen in Griechenland nur ein Hauptverfahren vor dem Landgericht Augsburg eröffnet. Weiterlesen

Aus: FaktenCheck:HELLAS Nr. 3, Juni 2015

Wenn in Deutschland das Thema „deutsche Verbrechen in Griechenland in der NS-Zeit“ angesprochen wird, dann gibt es an deutschen Stammtischen und in den deutschen Medien – die hier oft Stammtisch-Niveau haben – oft ausgesprochen aggressive Antworten. Selbst der SPD-Parteivorsitzende und deutsche Vizekanzler Sigmar Gabriel sagte dazu, eine Forderung nach Reparationen sei „ehrlich gesagt dumm“. FaktenCheck:HELLAS veröffentlicht in dieser Ausgabe Nr. 3 eine Karte zur Dokumentation der Zerstörungen, die die deutsche Besatzungsmacht in Griechenland anrichtete. Wir antworten im Folgenden auf die Standard-Behauptungen, die an Stammtischen und anderswo beim Thema deutsche Reparationen für Griechenland und Entschädigungszahlungen für NS-Verbrechen vorgebracht werden. Weiterlesen

Abgedruckt in: FaktenCheck:HELLAS Nr. 3, Juni 2015

Das griechische faschistische Regime verhaftete nach dem Putsch vom April 1967 mehr als 10.000 Personen – Linke, Gewerkschafter und Demokraten. Jahrelang mussten Tausende Menschen in Gefängnissen und auf Inseln mit Konzentrationslagern leben. Darunter auf Prominente wie Mikis Theodorakis. Das Regime entwickelte eine breite Palette von Foltermethoden, die regelmäßig zur Anwendung kamen. U.a. die „Falanga“ („Die Fußsohlen werden mit einem Metallrohr oder einem Draht geschlagen“); „Folter durch Aufhängen“ („Der Gefangene wird mit Stricken oder Handschellen an Handgelenken, Füßen oder Ohren aufgehängt“); „Folter durch elektrische Schocks“ („An einigen Körperstellen werden Elektroden befestigt, durch die man starken Strom schickt. Die Foltertechnik wird im Allgemeinen auf die Genitalien angewandt – sowohl bei Frauen wie bei Männern“). Und: „Wasserbehandlung: Man gießt dem Gefangenen Wasser in Mund und Nase und schmiert ihm Tide, Seife, in Augen, Mund und Nase. Dabei schlägt man seinen Kopf auf die Folterbank, auf der er festgebunden ist.“

Zitiert nach: Schwarzbuch der Diktatur in Griechenland, Rowohlt, Hamburg 1970, S. 134; Basis: Berichte, die dem Europaparat übergeben wurden.

Aus: FaktenCheck:HELLAS Nr. 3, Juni 2015

In dem Blatt „Tages-Anzeiger“ aus der Schweiz vom 22. Mai war zu lesen: „Die Bilanz der bisherigen Rettungsbemühungen für Griechenland sind niederschmetternd“. Trotz vieler und teurer Hilfspakete werde „der griechische Schuldenstand in diesem Jahr auf exorbitante 180 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen – verglichen mit 110 Prozent 2008.[…] Wenn das Schuldendrama in Griechenland eines gelehrt hat: Die Schuldentragfähigkeit eines Landes lässt sich primär durch stärkeres Wirtschaftswachstum und nicht durch möglichst hohe Haushaltsüberschüsse verbessern.“ Gefordert wird damit in dem großbürgerlichen Blatt eine Kehrtwende der EU-Politik gegenüber Griechenland um 180 Grad. Doch EU und IWF fordern das Gegenteil: den verschärften Austeritätskurs.